(Variante vom 16.10.2002)
SCHRIFT-EVOLUTION?
Ich beziehe mich auf eine von mir angeschobene
Diskussion im Forum von EsperantoLand.de.
Leider kann ich nicht perfekt Esperanto
und ich bewundere die Fähigkeit, Sprachen leicht zu lernen. Dennoch halte
ich viel von der Idee und mache mir so meine Gedanken.
EIN- UND AUSGABE
Als Problem, besonders für Außenstehende,
sehe ich die "noch" vorhandenen Schwierigkeiten bei der Ein- und Ausgabe
von Esperanto-Sonderbuchstaben an. Natürlich haben die x-und h-Lösungen
notgedrungen ihre Berechtigung. Dabei werden den regulären Buchstaben
z.B. ein x angehängt (ĝ wird zu gx). Unter
den Esperantisten gibt es unterschiedliche Verzweigungen. So gab es auch
den Versuch, die vorhandenen "freien" Buchstaben der Tastatur mitzunutzen.
Für Außenstehende ist der Text aber schlecht lautgemäß zu erfassen,
ähnlich wie bei der genannten x-oder-h-Schreibweise.
Durch Nutzung der Unicode-Schriften ist
eine Lösung aber bereits abzusehen. So können die Zeichen korrekt wiedergeben
werden. Eine Druckerei mit entsprechenden Setzkästen muß in der heutigen
Zeit längst nicht mehr gesucht werden.
DIE IDEE
Mein Gedanke ist: Es könnte doch eine
Schrift geben, deren Esperanto-Zeichen nicht auf die Überzeichen beharren,
sondern eigenständige, unverwechselbare Buchstaben sind. Eine solche neue
typografische Gestaltung würde das Schriftbild gleichmäßiger verlaufen
lassen. Es handelt sich nur um eine Evolution im Wiedergabebereich, um
ein Beibehalten der Esperanto-Regeln bei gleichzeitiger Nutzung moderner
Technologien auf gedruckten oder elektronisch verbreiteten Medien.
Seit 1999/2000 befasse ich mich mit der
Fragestellung. Als Ziel kristallisierte sich heraus, zusammenhängende,
ästhetisch zum Schriftbild passende Buchstaben zu konstruieren. Ihnen
sollte die Aussprache fast schon anzusehen sein, also kognitiv wirken.
Zu große Ähnlichkeiten mit vorhandenen Zeichen sind zu umgehen. Der der
Internationalen Sprache eigene Gedanke der lautgemäßen Schreibweise wird
so eher unterstützt.
VORGABEN
Aus ästhetischen Gründen waren mir zusammenfassend
folgende Bedingungen wichtig:
- zusammenhängende Buchstaben ohne "Anhängsel"
- nicht mehr als 3 horizontale Linien
- nicht mehr als 2 vertikale Linien
- ähnliches Aussehen ähnlichklingender
Buchstaben
- dabei aber keine Verwechslungsgefahr
In der Praxis zeigte es sich nach einigen
Zeichenversuchen, daß ein Beharren auf angedeutete "Oberzeichen" eine
Einschränkung der Darstellung bedeutet. Danach gestaltete ich die Zeichen
freier.
Es ging also um ein Erscheinungsbild,
bei dem man nach einiger Zeit nicht mehr auf den Gedanken kommen könnte,
diese Zeichen seien völlig geschichtslose Fremdkörper. Der Eindruck soll
vermittelt werden, es könnten nur diese Buchstaben dort stehen, so wie
ein Zahnarzt einen fehlenden Zahn ersetzen muß, auch wenn er das Original
nie sah. Ähnliche Beispiele gibt es in der Architektur. Ein Architekt
muß eine Lücke einer Häuserzeile so ergänzen, als sei das Haus schon
immer so gewesen. Interessant ist, daß in Dresden viele Bürger nicht
auf die Idee kommen, daß der Altmarkt erst nach der Zerstörung in dieser
Form gebaut wurde. Na gut, über dieses Beispiel kann man geteilter Meinung
sein.
WOHER KOMMEN DIE FORMEN?
Esperanto- zeichen |
Aussprache |
graphisch und
sprachlich verwandte Zeichen |
Gründe für die Gestaltung |
novsignoj |
 |
tsch
(Tschad):
Ĉado |
C
c
T
t |
integriertes T
oberer Strich erinnert an
Überzeichen |
 |
 |
dsch (Dschungel):
ĝangalo |
G
g
D
d |
integriertes D |
 |
 |
ch
(lachen,
Koch) |
H
h |
oberer Strich erinnert an
Überzeichen |
 |
 |
weiches
sch
(journalist):
ĵurnalisto |
J
j |
ausgeprägte Querstriche
erinnern an Überzeichen |
 |
 |
sch
(Schiff):
ŝipo |
S
s |
dem S nicht zu ähnliches
Zeichen |
 |
 |
z.B.au
(Australien)
Aŭstralio |
U
u |
Nähe zu vorhergehenden
Vokal durch oberen verbindenden Strich |
 |
c
|
z (Zigarre):
cigaro, princo |
|
|
|
s
|
ß (Kuß):
kiso |
|
|
|
v
|
w (warm):
varma |
|
|
|
z
|
s (Rose):
rozo |
|
Betont wird immer die vorletzte
Silbe. |
|
ERSTE ERFAHRUNGEN
Interessant ist, daß Testpersonen die
Buchstaben mit kyrillischen oder sogar arabischen verglichen. Zur gesprochenen
Sprache Esperanto fallen Außenstehenden Vergleiche zu z.B. spanisch, polnisch
oder russisch oder vieles mehr ein. Sowohl Esperanto als auch die von mir
vorgeschlagenen Zeichen lassen sich nicht von einer Vorgabe vereinnahmen.
Eigentlich orientiert sich der Vorschlag an den Gegebenheiten, insbesondere
der lateinischen Schrift, wobei die Zahl möglicher Formen nun mal nicht
unbegrenzt ist.
ZUSAMMENFASSUNG
Die von mir vorgeschlagenen Zeichen sollen
also nicht als künstliches, menschenfremdes Gebilde angesehen werden,
so wie es sich ja auch nicht mit der Internationalen Sprache verhält.
Eher sehe ich den Vorschlag als Evolution an.
Da ja unterschiedliche Schriften ausgewählt
werden können, gibt es auch keinen Zwang, eine solche Schrift zu verwenden.
Jeder kann aber eigene Gedanken einwerfen. Möglicherweise sind noch Änderungen
nötig, aber darüber läßt sich reden.
Vielleicht könnten sich mal Computer-/
Typografiefachleute dazu äußern? Wäre eine Test-Schriftart im Unicode-Modus
nicht umsetzbar? Wird sie gewollt, kann sie dann allgemein "freiwillig"
im Einsatz geprüft und auch verändert werden. Oder ist der Gedanke gar
nicht so neu?
Hier noch einmal das traditionelle Esperanto-Alphabet: |